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  • Daniela

Tansania - 5 Tage zu Besuch in einem Waisenhaus

Lange habe ich (Daniela) nach einer Organisation gesucht, bei der ich sicher sein kann, dass meine Spenden auch wirklich vor Ort ankommen. Durch eine Bekannte wurde ich auf Weltherz e.V. aufmerksam und seit März 2019 bin ich Patin von der kleinen Noreen.


Noreen wurde als Kleinkind von ihrer Mutter in der Bar von Sarah´s Vater (der Betreiberin des Waisenhauses) zurückgelassen. Deshalb ist unter Anderem ihr Geburtsdatum nicht bekannt. Seit einiger Zeit lebt sie als Jüngste im Hope Home und wickelt mit ihrer bezaubernden Art alle um den Finger.


Schon als ich den Antrag für die Patenschaft abgeschickt habe entstand bei mir der Wunsch, Noreen und die anderen Kinder persönlich kennen zu lernen. Ein halbes Jahr später wurde der Plan konkret und am 18. Dezember saßen wir mit meinem Bruder im Flieger nach Tansania.



Boma Ngómbe und unsere Unterkunft

Boma Ngómbe liegt direkt am Fuße des Kilimanjaro, etwa 20 Minuten vom Flughafen entfernt. Unterkünfte sind eher rar, da sich in den Ort nur wenige bzw. gar keine Touristen verirren. Über Airbnb fanden wir das Kichijo House, von dort waren es zu Fuß gute 20 Minuten bis zum Waisenhaus. Die Gastgeberin Dee ist einfach nur bezaubernd und steht wirklich den ganzen Tag für Fragen zur Verfügung.


Einen Vormittag hat sie uns sogar mit zu den Kikuletwa hot springs genommen, die etwa eine Stunde von Boma entfernt sind. Bereits die Fahrt war abenteuerlich, es ging wortwörtlich über Stock und Stein, durch Pfützen so tief, dass die kompletten Reifen darin verschwanden und vorbei an kleinen Dörfern und endlosen Feldern. In Kikuletwa angekommen konnten wir unseren Augen kaum trauen: Ein Pool aus türkisblauem, klarem Wasser umrahmt von Mangroven und Palmen. An einem Seil kann man sich ins Wasser schwingen oder direkt von den Bäumen springen. Vor allem von den Einheimischen werden die Quellen gerne zum Baden genutzt und sind noch ein echter kleiner Geheimtipp.



Das Hope Home

Die erste Begegnung mit den Kindern im Waisenhaus war unfassbar herzlich und ganz schnell waren wir ein Teil der großen Familie. Die Kids und auch die beiden Betreiber Sarah und Joseph taten alles dafür, dass wir uns in den fünf Tagen wie zu Hause fühlten. Jedes der Kinder hat ein schlimmes Schicksal erlitten (lebte auf der Straße, wurde verstoßen und weitere schlimme Einzelschicksale) und obwohl sie viele Gründe hätten wütend und traurig zu sein, sind sie so liebevoll und herzlich wie ich es niemals zuvor erlebt habe. In die strahlenden Gesichter der Kinder zu blicken hat mich mit unfassbar viel Freude durchflutet.


Weihnachten im Hope Home

Im Gepäck hatten wir Briefe von den Paten aus Deutschland, Süßigkeiten, jede Menge Kleidung und Spielsachen. Bis zum 24. konnten die Kinder es natürlich nicht abwarten also haben wir die Bescherung einfach vorverlegt. Die Freude war riesengroß und als Dank haben uns alle gemeinsam ein Lied vorgetragen. Die Spielsachen blieben nicht lange verpackt, es ging sofort los mit puzzeln und Memory spielen und dabei konnten die Kinder sogar noch etwas Englisch lernen.


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Christening Party

Ganz besonders war für uns auch die Christening Zeremonie, an der wir teilhaben durften. Drei Kinder (etwa 12 Jahre) aus der Umgebung wurden, nachdem sie eine Prüfung abgelegt hatten, offiziell Mitglieder der christlichen Kirche. Für diesen Anlass wurden alle Kinder aus dem Hope Home extra gewaschen, eingecremt und bekamen wunderschöne Kleider angezogen. Mit Tuk Tuks sind wir (übereinandergestapelt) zur Kirche gefahren. Die mehrstündige Zeremonie fand im Freien unter einem bunt geschmückten Pavillon statt. Es wurde gesungen, laut gepredigt und getanzt. Nach dem offiziellen Teil flogen die Champagnerkorken und ein am Stück gegrillter Geißbock wurde serviert. Traditionell mussten die Kinder ihre Eltern füttern bevor für alle das Buffet eröffnet wurde. Dieser Kirchenbesuch war für uns eine völlig neue Erfahrung und ist beispielsweise mit der Kommunion in Deutschland kaum zu vergleichen.



Schwimmbadbesuch auf Umwegen

Der Besuch im Schwimmbad war für die Kinder mit Abstand das größte Highlight, das letzte Mal ist bereits sechs Monate her. Bis wir jedoch dort waren, verging eine halbe Ewigkeit und es wurden auch ein paar Tränchen vergossen. Mit dem ersten Schwung (zu zehnt) haben wir uns in einem geliehenen Auto auf den Weg zum einzigen Schwimmbad im Ort gemacht. Dort angekommen standen wir vor verschlossenem Tor, da das Wasser von Bakterien befallen war. Voller Erwartungen schauten uns die Kinder an und wir entschlossen kurzerhand einen Minibus zu mieten und mit der ganzen Meute ins 30 km entfernte Moshi zu fahren. Aber auch dort war das Schwimmbad wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Als wir beim nächsten Versuch wieder nicht reingelassen wurden, weil wir angeblich zu viele waren, schauten wir in 40 enttäuschte Kinderaugen und ich musste ordentlich mit den Tränen kämpfen. Auf dem Rückweg hielt der Bus plötzlich an, Joseph hatte wohl noch eine letzte Idee und wir konnten es kaum glauben aber beim 4. Anlauf hatten wir tatsächlich Glück. Da es nicht genügend Badesachen für alle gab, sind viele der Kids in Unterwäsche reingesprungen. Als einer der kleinen Jungs merkte, dass für ihn keine Badehose übrig war, hat er sich mit Tränen in den Augen wieder angezogen. Not macht erfinderisch und Patrick hat schnell seine Boxershorts als Badehose umfunktioniert. Auch Schwimmflügel hatten wir nicht für alle dabei und da nur wenige der Kinder Schwimmen können, hielt jeder von uns teilweise bis zu drei gleichzeitig im Arm. Trotz Startschwierigkeiten hatten alle so unfassbar viel Spaß und ich war happy, dass am Ende noch alles gut ging.



Renovierungsarbeiten im Waisenhaus

Außer Zeit mit den Kindern zu verbringen wollten wir natürlich auch Sarah und Joseph unterstützen und ihnen etwas Gutes tun. Schon nach unserer Ankunft haben wir festgestellt, dass viele der Betten und Matratzen in schlechtem Zustand sind und die Moskitonetze riesige Löcher haben. Wir schrieben eine Liste mit Dingen zusammen, die wir besorgen wollten und schon gings los ins Getümmel. Einkaufen in Boma ist ein Abenteuer für sich und man muss sehr viel Zeit und Geduld dafür einplanen. Ganz nach dem tansanischen Motto „polepole“ was so viel wie langsam, langsam bedeutet (einmal sind wir zum Metzger gelaufen und waren insgesamt 1,5 Stunden unterwegs). Zurück im Waisenhaus haben wir Raum für Raum auf Vordermann gebracht und wurden dabei fleißig von den Kindern unterstützt



Patrick und Christian haben außerdem die Wasserstelle im Hof verbessert und einen Weg mit Steinen zum Haus gelegt. Jetzt kann man diese auch bei Regen erreichen, ohne durch tiefe Pfützen stapfen zu müssen. Selbst die Kleinen wollten unbedingt helfen und schleppten teilweise riesige Steine bei. In der Zeit habe ich mit den Älteren gekocht und konnte dabei noch richtig viel lernen. Die Zubereitung der Mahlzeiten findet oft über offenem Feuer statt und dauert mehrere Stunden. Ein beliebtes Gericht ist z. B. Ugali (ein Getreidebrei). Die Zutaten hierfür sind günstig, reichhaltig und man kann es in großen Mengen kochen. Gegessen wird eigentlich alles mit den Fingern.


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Nach fünf wundervollen, aber auch bewegenden Tagen können wir mit Sicherheit sagen, dass uns die Reise nach Boma Ngómbe die Augen geöffnet hat. Einmal mehr sind wir dankbar für die kleinen Dinge im Leben, wissen unser Essen, sauberes Wasser und eine Matratze, auf der wir schlafen können, zu schätzen. Und vor allem sind wir dankbar für unsere Gesundheit und unsere Familien. Wir hoffen noch lange von dieser Erfahrung zehren zu können und ein bisschen von der Leichtigkeit der Kinder in unseren Alltag zu integrieren. Das afrikanische Sprichwort „Hakuna Matata“ (keine Probleme/Sorgen) hat auf dieser Reise nochmal eine ganz andere Bedeutung für uns bekommen.


Im Anschluss ging es für uns noch auf eine atemberaubende Safari und an die paradiesischen Strände von Sansibar.


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