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  • Daniela

Roadtrip - Mit dem Camper nach Armenien


Armenien, wo liegt das eigentlich? Vor ein paar Monaten haben wir uns die Frage tatsächlich auch noch gestellt. Das Land im Kaukasus ist bei Touristen noch eher unbekannt und entsprechend sehr ursprünglich und unberührt, dabei hat es so unglaublich viel zu bieten. Für insgesamt vier Wochen waren wir in Armenien unterwegs und wären wir nicht wegen der schlechten Straßenverhältnissen so heftig an unsere Grenzen gekommen, wären wir vermutlich noch etwas länger geblieben. Eines noch vorweg, wir haben uns im gesamten Land zu keiner Zeit unsicher gefühlt. Ganz im Gegenteil, wir wurden immer herzlich begrüßt und hatten wundervolle Begegnungen. Das Grenzgebiet zu Aserbaidschan und die Region Berg-Karabach sollte man aufgrund von Konflikten allerdings meiden. Wir haben euch mal ein paar Fakten über Armenien zusammengeschrieben und teilen anschließend ein paar nützliche allgemeine Infos und unsere Highlights des Landes mit euch.


15 Fakten über Armenien

  1. Armenien hat keinen Zugang zum Meer und grenzt an die Länder Georgien, Aserbaidschan, Iran und die Türkei

  2. In Armenien befindet sich einer der größten Hochgebirgsseen der Welt

  3. Armenien ist das älteste christliche Land der Welt

  4. Jerevan (Armeniens Hauptstadt) ist 29 Jahre älter als Rom

  5. Nicht mal 3 Millionen Menschen leben in Armenien

  6. Armenien hat in etwa die Größe von Brandenburg

  7. In Armenien gibt es sieben geographische Zonen

  8. 90 % des Landes liegen mehr als 1.000 Meter über dem Meeresspiegel

  9. Aragaz ist mit über 4.000 m der höchste Berg des Landes

  10. In Armenien kommt es häufig zu Erdbeben

  11. Das durchschnittliche Einkommen liegt bei 480 Dollar im Monat

  12. Armenien ist einer der ältesten Weinproduzenten weltweit

  13. Das Nationalsymbol, der Berg Ararat, wird auf vielen Souvenirs abgebildet, obwohl es nach territorialen Streitigkeiten nicht auf Armenischem sondern Türkischem Gebiet liegt

  14. Armenien ist besonders bekannt für Aprikosen und Brandy

  15. Schach ist ein Pflicht Schulfach in Armenien


Die wichtigsten Infos & Allgemeines für Armenien


Einreise mit dem eigenen Fahrzeug

Für einen Aufenthalt von bis zu 180 Tagen pro Jahr wird kein Visum aber ein gültiger Reisepass benötigt, der Personalausweis ist nicht ausreichend. Bei Einreise mit dem eigenen Fahrzeug kann sich die Aufenthaltsdauer jedoch verkürzen, die jeweilige Dauer findet man auf den Dokumenten, die man beim Grenzübergang erhält. Hier muss das Fahrzeug nämlich verzollt werden, sprich man zahlt Gebühren für Einfuhr, Straßennutzung und eine Ökosteuer die sich nach der Größe des Fahrzeuges richtet. In unserem Fall waren es umgerechnet 22 Euro. Die Dokumente werden bei Ausreise wieder benötigt, also unbedingt aufbewahren. Bzgl. der KFZ Versicherung wird auch bei bestehen eines internationalen Haftpflichtversicherungsschutzes eine zusätzliche für Armenien verlangt. Wir empfehlen diese unbedingt zuvor hier online abzuschließen, da die Preise vor Ort teils um ein Vielfaches höher sind. Für 30 Tage hat uns diese 17 Euro gekostet. Wie auch bereits bei der Einreise in die Türkei und nach Georgien muss der Beifahrer zu Fuß über die Grenze, immerhin durfte Maja diesmal aber im Auto bleiben. Ihren Pass mussten wir zu keiner Zeit vorzeigen.


Wildcampen und Freistehen in Armenien

Freistehen ist in Armenien ganz offiziell erlaubt und es bleibt einem tatsächlich auch fast nichts anderes übrig. Soweit wir wissen gibt es im gesamten Land nur drei Campingplätze, von denen wir zwei auch selbst besucht haben. Trotz der teils misserablen Straßenverhältnisse konnten wir entweder über park4night oder aber einfach auf gut Glück immer gute Plätze zum Wildcampen finden. Bei starkem Regen kann es teils etwas problematisch werden, da dann vermutlich viele der Plätze an Seen oder Flüssen aufgrund von Schlamm ohne 4x4 nicht befahrbar sind.


Internet / SIM Karte

Wir entschieden uns direkt hinter der Grenze eine SIM Karte des Anbieters Ucom zu kaufen. 30 Tage haben hier umgerechnet knapp 10 Euro gekostet. Die Netzabdeckung war teilweise nicht ganz so gut, wir wissen allerdings nicht ob das bei den anderen Anbietern besser gewesen wäre. Wir haben zuvor in verschiedenen Foren gelesen, dass Ucom, Beeline und Viva-MTS wohl die Besten sind. Die Karten bekommt man entweder direkt in den entsprechenden Stores oder aber am Flughafen bzw. der Landesgrenze.


Armeniens Klöster

Nachdem Armenien das älteste christliche Land der Welt ist, sind hier unglaublich viele Kirchen und Klöster zu finden. Wir haben uns insgesamt zwei dieser Klöster angeschaut.


Das Kloster Chor Virap liegt nahe der Grenze zur Türkei und bei freier Sicht hat man einen atemberaubenden Blick auf den Ararat Riesen. Angeblich wurde Chor Virap im 4. Jahrhundert gebaut, als der damalige König einen Erleuchteten in einer Höhle unterhalb des späteren Klosters 13 Jahre lang gefangen hielt, weil er diesen vom christlichen Glauben abbringen wollte. Nachdem der Erleuchtete den König aber von einer unheilbaren Krankheit heilte, änderte dieser seine Meinung, gründete das Kloster und erklärte das Christentum ganz offiziell zur Staatsreligion. Als wir dort waren, war es leider komplett bewölkt und entsprechend nichts vom Ararat zu sehen und noch dazu waren so unfassbar viele Menschen hier, dass wir relativ schnell wieder umgekehrt sind. Vermutlich macht es wie so oft Sinn hier früh am Morgen herzukommen.


Als zweites waren wir bei der Noravank Monastery, welche wir vor allem wegen der Umgebung wunderschön fanden. Mitten durch die Schlucht von Amaghu windet sich eine kurvenreiche Straße die zum Kloster führt. Die Anlage war bis zum 19. Jahrhundert Grablege einer Königsfamilie und ist bekannt für die vielen, verzierten Kreuzsteine. Direkt unterhalb gibt es einen Stellplatz, an dem wir übernachtet haben und so konnten wir schon früh am Morgen das ganze Areal komplett alleine erkunden.


Debed Canyon

Für uns ging es unterhalb von Tiflis (Georgien) über die Grenze nach Armenien und auf dem Weg in Richtung Süden sind wir durch den wunderschönen Debed Canyon gefahren. Die Strecke entlang der Schlucht ist unglaublich beeindruckend. Rechts und links ragen die mehr als 2.000 m hohen Gebirgszüge in die Luft und man wird mit traumhaft schönen Ausblicken belohnt. In der Gegend gibt es tolle Wanderungen und auch zahlreiche Klöster, unter anderem das UNESCO Kloster Haghpat.


Sewannsee - Der größte See Armeniens

Auf fast 2000 Metern über dem Meeresspiegel liegt der Sewannsee, welcher der größte See Armeniens und des gesamten Kaukasus ist und wohl sogar der zweitgrößte Alpensee der Welt. Tiefblau mit einem wunderschönen Bergpanorama lädt der See perfekt zum Campen und Baden ein. Aufgrund der hohen Lage ist die Wassertemperatur selbst im Sommer noch bei frischen 20 Grad. Rund um den See befinden sich verschiedenste Spots zum Übernachten und wir standen die meiste Zeit komplett für uns alleine.


Mt. Gutanasar

Auf dem Weg in Richtung Hauptstadt haben wir einen Stop beim beeindruckenden Mt. Gutanasar gemacht. Den letzten Kilometer mussten wir aufgrund der schlechten Straße zu Fuß gehen, was aber auch überhaupt kein Problem war. Nach 20 Minuten Fußmarsch standen wir plötzlich vor einer riesigen schwarzen Steilwand, die vor Jahren durch einen Erdrutsch entstanden ist. Solltet ihr auf dem Weg vom Sewansee in Richtung Jerewan sein, können wir einen kurzen Abstecher auf jeden Fall empfehlen.


Die Hauptstadt Jerewan

Mit 1,075 Millionen Einwohnern lebt in etwa ein Drittel der Bevölkerung Armeniens in der Hauptstadt Jerewan. So ganz anfreunden konnten wir uns mit der Stadt nicht, gut möglich, dass das an den extrem heißen Temperaturen im Sommer lag. Irgendwie ist der Funke einfach nicht übergesprungen. Trotzdem haben wir ein paar Sehenswürdigkeiten für euch zusammengeschrieben, für die sich ein Besuch lohnt.


Vernissage - Freiluftmarkt mit traditionellen, armenischen Kunstwerken

Eat & Fit - Leckeres vegan/vegetarisches Kaffee bzw. Restaurant

Cascade Complex - Riesige Treppe mit 572 Stufen aus Kalkstein, von oben hat man einen phänomenalen Blick über die Dächer der Stadt bis zum Ararat Gebirge

Gum Bazar - Authentischer Basar bei dem man kulinarisch gesehen alles bekommt was man sich nur vorstellen kann


Camping 3GS

Unser eigentliches Highlight von Jerewan bzw. der Umgebung war der Campingplatz 3GS. Vermutlich wird hier jeder mindestens eine Nacht verbringen der mit einem Campervan durch Armenien reist. Wir haben hier quasi einen kleinen Urlaub gemacht und waren eine gesamte Woche da. Der Platz wird so liebevoll von zwei Niederländern geführt und wir haben selten einen Campground gesehen bei dem einfach alles bis ins kleinste Detail durchdacht ist. Wer länger als eine Nacht bleibt kann kostenlos die Waschmaschine benutzen, es gibt einen Pool mit Ausblick auf die Berge und außerdem mehrere Küchen die mit allem ausgestattet sind was man braucht. Es besteht auch die Möglichkeit in Zelten zu übernachten und ein paar Zimmer gibt es auch, für diejenigen die beispielsweise mit Fahrrad oder Motorrad unterwegs sind.


Symphony of Stones

Einen Katzensprung vom Campingplatz sind die Symphony of Stones, ein kurzer Abstecher dorthin lohnt sich auf jeden Fall. Die bis zu 50 m hohen Basaltsäulen sind durch einen eingestürzten Vulkan entstanden und ähneln einer riesengroßen Orgel. Wenn man direkt davor steht und nach oben schaut ist das einfach unglaublich beeindruckend zu sehen, zu was die Natur alles in der Lage ist.


Azat Reservoir

Nur etwa 20 Minuten entfernt vom Campingplatz befindet sich das Azat-Reservoir, eines unserer absoluten Highlights von Armenien. Der Stausee wurde direkt am Fluss Azat gebaut, der zum UNESCO-Welterbe gehört. Die Straße zum See ist ein kleines Abenteuer für sich aber auch ohne Allrad absolut machbar (mit kann man allerdings wesentlich weiter ins Reservoir rein fahren). Es gibt entlang des Sees unzählige Stellplätze und außer ein paar Anglern kam hier kein Mensch weit und breit vorbei. Vor allem die Aussicht auf den Ararat der Türkei zum Sonnenuntergang ist der absolute Wahnsinn. Der einzige Nachteil ist, dass es dort in den Sommermonaten unglaublich heiß wird und es leider kein Fleckchen Schatten gibt.


Spandaryan Reservoir

Der südlichste Punkt unserer Armenien Reise war das Spandaryan Reservoir. Hier standen wir für mehrere Tage komplett alleine und hatten wunderschöne Ausblicke auf die Berge und den See. Zu der Zeit hat alles so schön geblüht und direkt vor unserer Türe hatten wir eine herrlich schöne Blumenwiese, speziell zum Sonnenuntergang waren die Farben einfach nur magisch. Der Platz ist super zugänglich und nur ein kleines Stück entfernt von der Straße, trotzdem war hier absolute Ruhe.


Vardenyats Pass

Für den Rückweg nach Georgien entschieden wir uns für die Route über den Vardenyats Pass (Selim). Besonders bekannt für die Passstraße ist die Karawanserei bei der man automatisch vorbei kommt und von der man eine wunderschöne Aussicht auf die umliegenden Berge hat. Für diejenigen, die mit dem Begriff nichts anfangen können, bei einer Karawanserei handelt es sich um ein Gebäude, dass Reisenden bei beispielsweise schlechtem Wetter einen sicheren Unterschlupf für die Nacht bietet. Direkt am Parkplatz kann man übernachten, es gibt aber auch auf der gesamten Passstraße immer wieder traumhafte Plätze an denen man ganz wunderbar Wildcampen kann.



Unser Fazit für vier Wochen Armenien

Armenien hat uns vor allem wegen seiner Ursprünglichkeit unglaublich gut gefallen. Wie bereits zu Beginn erwähnt, wären wir gerne länger geblieben, die teils schlechten Straßenverhältnisse haben uns da allerdings öfter mal einen Strich durch die Rechnung gemacht. So konnten wir leider ohne 4x4 Fahrzeug viele der Plätze und Orte nicht ansteuern, hatten aber trotzdem eine unvergessliche Zeit und können Jedem empfehlen, der schon so weit gekommen ist, einen Abstecher nach Armenien zu machen. Mit was wir allerdings so gar nicht gerechnet hatten, sind die extrem hohen Preise speziell für Lebensmittel (teils teurer als in Deutschland), vor allem wenn man bedenkt, dass das durchschnittliche Einkommen in Armenien bei umgerechnet gerade mal 480 Dollar liegt.

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